Geschichte

Geschichte der Abtei

Mit einer Urkunde vom 3. Juli 1255 gestattet Burcard, Pfarrer von Tafers, einer Schwester namens Rinchinza zusammen mit einigen Gefährtinnen ein Gebetsleben nach der Regel des hl..Benedikt zu führen und sich mit ihrer kleinen Gruppe an der äussersten Westgrenze seiner Pfarrei niederzulassen, auf einer Art von der Saane umspülten, unfruchtbarer Halbinsel, zu Füssen steiler Felswände. Dieses Dokument, ein Pergament von 17x7 cm, wird als Gründungsakte der heutigen Abtei Magerau betrachtet.

Richinza so ihr Name war weder Begine, wie viele fromme Frauen jener Zeit, noch aus dem Adelstand, wie damals viele Gründerinnen. Wir kennen nur ihren Vornamen.

Schon 4 Jahre später (1259) schenkt der Stadtherr Hartmann V, der Jüngere, von Kiburg der kleinen Gemeinschaft dieses Land der Mageren Au. Und nach bloss zwei weiteren Jahren (1261) wird sie auf ihr Verlangen in den Zisterzienerorden aufgenommen. Dies obwohl der Papst 1251 auf inständige Bitte des Ordens hin angeordnet hatte, dass er keine weiteren Frauenklöster mehr aufnehmen solle. Die Schwestern werden unter die Obhut des Abtes der nahen Abtei Hauterive gestellt.

Die Maigrauge ist das erste und bis ins 17.Jahrhundert einzige Frauenkloster in Freiburg. Im Archiv findet sich nicht viel über das Leben der Gemeinschaft in jenen Zeiten. Wir wissen, dass Kinder dort Erziehung erhielten, und auch dass Spenden und Mitgift einiger Schwestern den Besitz der Abtei vermehrten. Aber trotzdem kehrt immer wieder Armut ein, z.B. durch Missernten, Unwetter, oder wenn zu viele mittellose Novizinnen aufgenommen worden waren.

As 15.Jahrhundert ist für die Abtei eine wenig ruhmvolle Zeit. Eine junge – allzu junge - Äbtissin muss abgesetzt werden. Das 16. Jahrhundert bringt für alle Klöster einen schweren Sturm. Die Reformation richtet grossen Schaden an: viele Klöster werden aufgehoben, nachdem manche Insassen den neuen Glauben angenommen haben.

 Doch die Maigrauge reagiert mit einer tiefgehenden Erneuerung. Schon 1602 verlangen die Schwestern die Rückkehr zur ursprünglichen Regel und kämpfen um die Einhaltung der Abstinenz. Dies wird ihnen zunächst nicht gewährt; begreiflicherweise, denn in Cîteaux wird sie nicht eingehalten und auch nicht in der deutschen Kongregation, der die Maigrauge angehört.  Im Klosterarchiv wird eine von 45 Schwestern unterzeichnete Urkunde (1625) aufbewahrt, in der sie sich für die Abstinenz verpflichten. Dabei handelt es sich um weit mehr als um einen Verzicht auf Fleisch, es geht vielmehr um die strenge Beobachtung der Regel in ihrer ganzen Reinheit.

Zwei grosse Äbtissinnen prägen diese Zeit unauslöschlich: Anne Techtermann (1607-1654) erreicht eine tiefe innere und äussere Erneuerung des Klosters, sie verschönert und errichtet auch Bauten. Anne-Elisabeth Gottrau, die ihr für kurze Zeit nachfolgt, war eine vielseitig begabte Frau von tiefer begnadeten Spiritualität (1654-1657).

Doch am 17. November 1660 bricht ein unermessliches, diesmal materielles  Unheil über das aufblühende Kloster herein. Aus Unachtsamkeit lässt eine Schwester während Komplet eine Kerze in ihrer Zelle brennen. Das Haus fängt Feuer, während die ganze Gemeinschaft zum Nachtgebet in der Kirche versammelt ist. Die meist aus Holz gebaute Abtei brennt nieder. Nur die Kirche, der Kapitelsaal, das Haus der Äbtissin und kleinere Gebäudeteile aus Stein halten Stand. Die Zellen sind zerstört, Kreuzgang, Speisesaal und alle Vorräte ein Raub der Flammen.

Im farblosen 18. Jahrhundert wird die Existenz der Maigrauge wellenartig bedroht.  So möchte sie der Staat aus Sparsamkeitsgründen mehrmals mit der Fille-Dieu vereinen. Dies ist nicht der erste Versuch. Schon im 16. Jahrhundert "bereits aus finanziellen Überlegungen" war die Rede davon gewesen, damals um den Chorherren von Saint Nicolas beizustehen.

In der Maigrauge geht vieles abwärts. Es können keine Visitationen mehr stattfinden. So gelangt die Abtei ohne auswärtige Stütze in die Zeit der Revolution. Freiburg wird von französischen Truppen besetzt. Kaum erholt, brechen die Wirren des Sonderbundes über sie herein. Die arme Äbtissin Marie Bernardine Castella (1838-1849) muss 1849 sämtliche Güter und Urkunden dem Staat abtreten. Sie darf keine Novizinnen mehr aufnehmen, wodurch die Abtei zum Aussterben verurteilt werden soll. Man darf wohl sagen, dass sie daran zerbrochen ist.

In Frankreich ist der Orden total ausgelöscht und versucht mit grosser Anstrengung in Süddeutschland eine Wirrnis juristischer und politischer Schwierigkeiten zu überwinden um zu überleben. Die Maigrauge überdauert, bleibt aber sich selbst überlassen, denn Hauterive ist 1848 aufgehoben worden.

Durch die kluge Verwaltung der Äbtissin M.Jeanne Comte (1915-1954), welche die bezahlte Heimarbeit fördert, erholt sich das Kloster langsam. Und seit 1974 unter Äbtissin Gertrud Schaller beschleunigt sich die Erneuerung. Diese erkennt und verwirklicht mit der Gemeinschaft die Forderungen des 2. Vatikan-Konzils, eine der heutigen Zeit angemessene Erneuerung. Seither entsprechen der inneren Vitalität auch äussere Anpassungen: grosse Kirchenrestauration, Renovation des Noviziats, des Gästehauses, Modernisierung der Krankenzimmer.

Auch der Orden entwickelt sich und gewährt schliesslich den Schwestern Mitspracherecht bis in die Ordensleitung. Äbtissin Gertrud ist eine der ersten Erwählten und wird im Jahre 2000 auch in den Rat des Generalabtes ernannt.

Die ganze Entwicklung dieser 71/2 Jahrhunderte ist keineswegs abgeschlossen, sondern weist trotz aller Hindernisse voll Hoffnung in die Zukunft, dem  Wahlspruch des Klosters folgend: Dominus providebit 

(nach einem Artikel von Núria Déletra-Carreras)